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Graphites: Herpes simplex – Infektion

Posted on 16 Feb 2009 by Rolf Meyer

Herpes simplex – Infektion – Repertorisation mit dem Synthesis 9.1

1. Homöopatische Anamnese

Eine Patientin leidet an Herpes-Infektionen. Sie manifestieren sich am Gesäß, mit brennendem Hautausschlag und treten häufiger auf. Auslösende Faktoren sind Stress und Ärger. Sie ist beruflich und familiär ziemlich eingespannt, steht also „mitten im Leben.“

Sie ist vorab schon einmal mit dem gleichen Beschwerdebild zu mir gekommen. Müdigkeit, Abgeschlagenheit und eine depressiv-aggressive Gemütsverfassung ließen sich eruieren. Ich habe ihr damals nicht helfen können. Sie bekämpfte ihre Infektionsschübe mit allopathischen Anti-Virus-Präparaten und hielt damit die Infektion halbwegs unter Kontrolle.

Dieses Mal ist die Infektion wirklich schlimm. Im Gegensatz zu früheren Erkrankungsschüben zeigt sich jetzt nicht nur ein Hautausschlag in der Größe eines Euro-Geldstückes, sondern gleich mehrere am Gesäß. Die Patientin nimmt seit Tagen ein allopathisches Antivirus-Mittel ein, jedoch ohne sichtbare Wirkung.

Nach einer eingehenden Befragung kann ich kann folgende Symptomatik notieren:

– Schwere Infektion als Stressfolge

– Schweres Krankheitsgefühl

– Müdigkeit, Abgeschlagenheit

– Herpes-Aussschläge am Gesäß

– Brennen der Haut

– Hitzegefühl

– Obstipation

– Geschwollene Lymphknoten in der Leistenbeuge der befallenen Seite

2. Hierarchisierung

Infektion als Stressfolge, schweres Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Abgeschlagenheit haben keinen Wert. Dies sind allgemeine, indifferente Erkrankungszeichen, die immer mit einer Herpesinfektion einhergehen. Ebenso die geschwollenen Lymphknoten im Bereich des Entzündungsgeschehens.

Ich wähle für die Repertorisation die eigentlichen Herpes-Symptome aus und beschränke mich auf die eher allgemeinen Nennungen:

Herpes-Ausschläge

Brennen der Haut

Hitzegefühl, ohne Fieber

Interessant ist die Verstopfungssymptomatik, die aber hinsichtlich

Herpes simplex – Infektion – Repertorisation mit dem Synthesis 9.1

3. Repertorisation

Das Brennen der Haut und die Hitze ohne Fieber sind auch ziemlich lapidar. Am wichtigsten erscheinen mir die 3 Symptome

– Haut-Hautausschläge-Herpes,

– Extremitäten-Hautausschläge-Gesäß

– und vor allem: Obstipation. Leider enthält diese indifferente Nennung über 400 Mittel!

Hinweis:

Klicken Sie mit der Maus auf die untenstehende Grafik, so erscheint diese in der Originalgröße.

3-herpes-kopie

In die nähere Auswahl könnten aufgrund des Repertorisationsergebnisses viele Mittel kommen. Die betreffenden Mittel sollten aber den Herpesausschlag, die Lokalisation am Gesäß und die Obstipation in möglichst hochwertiger Nennung enthalten.

Graphites mit den entsprechenden Nennungen 3-3-2 und Natrium carbonicum mit 2-2-2 bieten sich an.

4. Überprüfung der Mittelbilder

Als nächstes schaue ich mir die Arzneimittelbilder in verschiedenen Arzneimittellehren an und schaue nach, inwieweit das Gesamtbild der Arznei zum Gesamtbeschwerdebild der Patientin passt. Graphites scheint mir eher zu passen, die Verstopfung kann hier sogar eine direkte Beziehung zu Hautausschlägen aufweisen. Ich befrage die Patientin noch einmal, wann die Verstopfung auftritt und wann die Herpesausschläge und ob beide Symptome in einer Beziehung zueinander stehen. So direkt befragt, erklärt sie mir, dass sie eine allgemeine Neigung zur Obstipation hat. Nachdem diese besonders stark auftritt, käme häufig der Herpesausschlag.

Ich schaue im Synthesis-Repertorium nach: Hautausschlag NACH Obstipation finde ich nicht, aber Hautausschlag ABWECHSELND mit Obstipation. Und als einziges Medikament wird dort Graphites genannt! Dieses Symptom stimmt wohl nicht ganz genau mit dem Beschwerdebild der Patientin überein, zeigt aber doch die Wechselbeziehung zwischen der inneren Haut, dem Verdauungskanal und der äußeren Haut auf.

5. Arzneimittelgabe und Reaktion

Nach einer Gabe Graphites D30 bilden verschwinden die schweren allgemeinen Erkrankungssymptome innerhalb eines Tages, es kommen keine neuen Herpesherde hinzu und die schon vorhandenen Hautentzündungen heilen im Laufe einer Woche ab.

Rolf Meyer

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