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Phosphorus: Grippaler Infekt

Posted on 10 Feb 2009 by Rolf Meyer

Grippaler Infekt

Patientin mit grippalem Infekt: Dieser Erkrankung ist mit homöopathischen Mitteln nur schwer beizukommen. Die Symptome sind oftmals zu diffus. Wirklich besondere Krankheitszeichen fehlen bzw. können nicht angegeben werden. Man kennt das: allgemeines Krankheitsgefühl, vielleicht etwas Fieber und Kopfschmerzen, Halsbeschwerden, danach vielleicht Husten.

Die Patientin gibt folgende Symptome an:

Sie hat seit einigen Tagen Halsschmerzen im Bereich des Kehlkopfes mit dem Gefühl eines Kloßes im Hals, so dass sie sich immerzu räuspern müsse. Dazu ein Engegefühl im Hals, stechende Kopfschmerzen, hauptsächlich in den Seiten. Dazu komme ein trockener, bellender und enger Husten. Mir fällt noch auf, dass sie einen fauligen Mundgeruch hat. Die Tonsillen sind aber nicht vereitert, wie ich feststelle.

Auf die Frage nach Gemütssymptomen gibt die Patientin an, sie wäre irgendwie „schlecht drauf“, nicht aggressiv, eher traurig.

Ich wandle folgende Symptome in die Sprache des Repertoriums um und schreibe mir die Seite auf, auf der die jeweiligen Symptome verzeichnet sind:

Innerer Hals – eng

Innerer Hals – Klumpens – Gefühl eines

Mund – Geruch – faulig

Kehlkopf und Trachea – Schmerz

Kehlkopf und Trachea – Räuspern, Freimachen des Kehlkopfes – unablässig

Husten – kruppartig

Husten – trocken

Kopf – Schmerz – Seiten – stechend

Gemüt – Traurigkeit

Ein Blick auf die jeweiligen Rubriken zeigt mir, dass ich schlechte Karten habe: Viele Symptome weisen weit mehr als 100 Mittel auf, sind also große, zu allgemeine Rubriken. Alle Symptome sind pathophysiologisch nachvollziehbar, stellen also nichts Besonderes dar. Das Symptom „Traurigkeit“ ist bei einer Grippe, die ja eine relativ schwere Allgemeinsymptomatik hervorruft, eher lapidar. Außerdem enthält es mehr als 700 Arzneimittel.

Hinweis:

Klicken Sie mit der Maus auf die untenstehende Grafik, so erscheint diese in der Originalgröße.


2-grippaler-infekt

Die Auswertung ergibt Phosphorus an erster Stelle, an zweiter Lachesis.

Lachesis gebe ich persönlich nicht gerne, das Mittel wirkt zu tief, schon Kent und Nash warnten vor einiger voreiligen Gabe. Boericke beschreibt auch in seinen einleitenden Sätzen zu dem Mittelbild die „septischen Zustände, ….schleichenden Krankheitsformen, ….die tiefgreifende Erschöpfung …..und die durch und durch gehende Vergiftung“. Das ist kein Bild eines grippalen Infektes. Außerdem hat Lachesis zwei Besonderheiten, die bei Lachesis-Patienten zu finden sind: starke Ruhelosigkeit gepaart mit übergroßem Rededrang. Davon ist bei der Patientin nichts zu merken.

Belladonna hat einen plötzlichen und starken Beginn mit einem fulminanten und schweren Verlauf, dazu Fieber und ein rotes Gesicht. Auch das stimmt nicht mit dem Beschwerdebild der Patientin überein.

Ich entscheide mich für Phosphorus, gebe einmal eine D6-Gabe, bei einer solch tiefen Potenz ist die Streuwirkung besser und die Wirkungswahrscheinlichkeit bei einer solch diffusen Erkrankung größer.

Nichts passiert, keine Erstverschlimmerung, keine Verbesserung. Die Patientin greift zu heißem Kräutertee und Einreibemitteln für die Nacht. Nach zwei Wochen ist das Ganze verschwunden, nur hin und wieder ein leichter Hustenreiz ist übriggeblieben, der aber auch nach und nach verschwindet.

Rolf Meyer

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Akupunktur, Ernährung, Fitness- / Personaltraining, Garten und Gesundheit, Heilpflanzenkunde, Homöopathie, Tiermedizin, Verschiedenes

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